Das Kleinkastell „Auf dem Dörsterberg“ (oft verkürzt nur Kleinkastell Dörsterberg, in der Dokumentation der Reichs-Limeskommission auch als Wachturm Wp 2/43 geführt) war ein römisches Grenzkastell des Obergermanischen Limes, der seit 2005 den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes besitzt. Das frühere Militärlager befindet sich heute als Bodendenkmal zwischen den Ortsgemeinden Laufenselden und Huppert, beides Ortsteile der Gemeinde Heidenrod im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis.
Lage
Das im Gelände noch zu erkennende Bodendenkmal befindet sich unterhalb des Gipfels auf dem nach Süden hin abfallenden Hang des Dörsterbergs. Von hier aus bestand eine sehr gute Sichtverbindung, die nach Westen bis zum Wachturm Wp 2/41 und nach Osten bzw. SSO bis zu den Kleinkastellen „Auf dem Pohl bei Kemel“ reichte.
Forschungsgeschichte
Die ehemalige römische Fortifikation wurde 1897 von Ludwig Pallat entdeckt. 1902 begannen die archäologischen Ausgrabungen durch die Reichs-Limeskommission, die jedoch infolge des unerwarteten Todes von Felix Hettner nicht planmäßig abgeschlossen wurden.
Befunde
Im Zuge der archäologischen Untersuchungen konnten mehrere Bauphasen differenziert werden. Die ältere der beiden Anlagen war in Holz- und Steinbauweise errichtet worden. Sie war von einem doppelten Spitzgraben umgeben. Der äußere Graben war im gewachsenen Boden noch mit einer Breite von 1,45 Meter und einer Tiefe von 1,10 Meter erhalten. Der Innere erreichte bei einer Breite von 2,25 Meter eine Tiefe von 1,80 Meter. Die durch die Gräben umfasste Kastellfläche hatte die Form eines leicht unregelmäßigen Vierecks mit abgerundeten Ecken und Seitenlängen von rund 23 × 25 Meter. Die Innenfläche betrug also etwa 575 Quadratmeter. Unmittelbar (ohne nennenswerte Berme) an der Innenseite des inneren Grabens fanden sich die Spuren von Palisaden und Mauern der einstigen Umwehrung. Ob es sich dabei um zwei voneinander zu unterscheidende Bauphasen handelte, ein Erdwerk mit Holzpalisade und ein steinummauertes Kastell, konnte mit den grabungstechnischen Methoden der Zeit nicht sicher ermittelt werden, gilt aber als wahrscheinlich. Hinter dieser Umwehrung befand sich ein zur Zeit der Ausgrabungen schon stark verschleifter Erdwall, der ursprünglich den Wehrgang getragen hatte.
Innerhalb der älteren Anlage, ein wenig nach Süden verschoben und aus dem Achsenkreuz des älteren Lagers gedreht, befand sich eine rechteckige Mauer mit abgerundeten Ecken. Die Seitenlängen betrugen 18 × 15 Meter. Spuren eines Steingebäudes sowie einige Pfostenlöcher innerhalb der Ummauerung sprechen für eine ehemalige Bebauung der Innenfläche.
Die Limespalisade passiert das Lager in nördlicher Richtung, etwa 20 m von der Außenkante des äußeren Grabens entfernt.
Über die Besatzung des Kastells ist nichts bekannt. Es dürfte sich um die Vexillatio einer größeren Auxiliartruppe oder einer Legion gehandelt haben. Sein Ende fand das Kastell im Zusammenhang mit der Aufgabe des Limes bis 259/260 n. Chr. (Limesfall).
- Befunde und moderne Präsentation
Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen „Auf dem Dörsterberg“ und „Auf dem Pohl bei Kemel“
Auf seinem Weg zwischen den beiden Kleinkastellen zieht der Limes zunächst auf annähernd gleich bleibendem Höhenniveau nach Westsüdwest, bis er den Wachturm Wp 2/45 erreicht. Dabei läuft er im Wesentlichen durch die landwirtschaftlich genutzten Flächen nördlich von Huppert. Beim Wp 2/45 knickt er scharf in südliche Richtung ab und verläuft er zunächst durch die landwirtschaftlichen Nutzflächen östlich von Huppert, anschließend durch Waldgebiet und schließlich durch die Äcker nördlich von Kemel. Dabei steigt er, nachdem er östlich von Huppert eine flache Senke durchquert hat, auf seinem weiteren Weg bis zum Kleinkastell „Auf dem Pohl bei Kemel“ deutlich an. Insgesamt beträgt der Höhenunterschied zwischen den beiden Kastellen rund 95 Meter. Wie schon seit dem Wp 2/35 bestand der Limes bis zum Wp 2/47 weiterhin nur aus der Palisade, der Limesgraben wurde hier nicht ausgeführt.
Denkmalschutz
Das Kleinkastell auf dem Dörsterberg und die anschließenden Limesanlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 114 f.
- Dietwulf Baatz: Limes. Westliche Taunusstrecke (Rheingau-Taunus-Kreis). Strecke 2, Wp 35–55 und Strecke 3. Wp 1–35. In: Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen. Lizenzausgabe der Auflage von 1982. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 378.
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, S. 75–92 (Saalburg-Schriften 6).
- Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Abteilung A, Band 1: Die Strecken 1 und 2 (1936), S. 75 ff. sowie Tafeln 10, Abb. 7 und 11, Abb. 1 und 2.
- Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 67 f.
- Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 62 f.
- Markus Scholz: Spätlimeszeitliche Reduktion versus mittelalterlicher Einbau in Limeskastellen. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, S. 135–145. (Saalburg-Schriften 6).
Siehe auch
- Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes
Anmerkungen




