Bezeichnungen von Versmaßen können sich einerseits aus dem Namen eines Versfußes und einer Längenbezeichnung zusammensetzen (z. B. „jambischer Trimeter“). Diese Versmaße werden im Einzelnen in den Artikeln zum betreffenden Versfuß beschrieben. Weiter gibt es Bezeichnungen für spezielle Versmaße, wie zum Beispiel „Alexandriner“, der zwar ein jambischer Sechsheber ist, aber darüber hinaus weitere Merkmale aufweist.
Bezeichnungen der Verslänge
Bei den Längenbezeichnungen gibt es Unterscheidung (mit jeweils entsprechenden Bezeichnungen) nach der Zahl der Metren, der Zahl der Versfüße, der Zahl der Silben und der Zahl der Hebungen.
Bei Unterscheidung nach der Zahl der enthaltenen Metren gibt es:
- Monometer (1 Metrum)
- Dimeter (2 Metren)
- Trimeter (3 Metren)
- Tetrameter (4 Metren)
- Pentameter (5 Metren)
- Hexameter (6 Metren)
Da je nach Versfuß ein Metrum ein oder zwei Versfüße enthalten kann, entspricht die Zahl der Metren nicht immer der Zahl der Versfüße. So besteht ein jambischer Trimeter aus sechs Jamben, da das jambische Metrum 2 Versfüße hat. Insbesondere im angelsächsischen Raum wird zwischen Metron und Versfuß häufig nicht unterschieden, d. h. in einem englischen Text wird „iambic pentameter“ häufig einen jambischen Fünfheber meinen.
Werden Verse nach der Zahl der enthaltenen Versfüße unterschieden, so gibt es dafür insbesondere in der griechischen Metrik eigene Bezeichnungen:
- Monopodie (1 Versfuß)
- Dipodie (2 Versfüße)
- Tripodie (3 Versfüße)
- Tetrapodie (4 Versfüße)
- Pentapodie (5 Versfüße)
- Hexapodie (6 Versfüße)
- Heptapodie (7 Versfüße)
- Oktapodie (8 Versfüße)
Den auf „-podie“ endenden, aus dem Griechischen abgeleiteten Bezeichnungen entsprechen in der lateinischen Metrik die folgenden Bezeichnungen:
- Binar (2 Versfüße)
- Ternar (3 Versfüße)
- Quaternar (4 Versfüße)
- Senar (6 Versfüße)
- Septenar (7 Versfüße)
- Oktonar (8 Versfüße)
Wird nach Zahl der Hebungen unterschieden, so sind als Bezeichnungen geläufig:
- Dreiheber
- Vierheber
- Fünfheber
- Sechsheber
Analog spricht man von Dreitakter, Viertakter usw.
Wird nach Zahl der Silben unterschieden, so gibt es auch hier einige spezielle Bezeichnungen, nämlich:
- Monosyllabus (1 Silbe)
- Disyllabus (2 Silben)
- Trisyllabus (3 Silben)
- Tetrasyllabus (4 Silben)
- Pentasyllabus (5 Silben)
- Hexasyllabus (6 Silben)
- Heptasyllabus (7 Silben)
- Oktosyllabus (8 Silben)
- Enneasyllabus (9 Silben)
- Dekasyllabus (10 Silben)
- Hendekasyllabus (11 Silben)
- Dodekasyllabus (12 Silben)
Die entsprechenden deutschen Bezeichnungen sind Dreisilbler, Viersilbler usw. In der französischen Metrik werden bis auf den 12-silbigen Vers, der dort vers alexandrin (Alexandriner) heißt, gemeinhin als vers de trois syllabes, vers de quatre syllabes usw. bezeichnet.
Schließlich werden in der französischen und italienischen Dichtung auch noch Verse mit gerader bzw. ungerader Silbenzahl unterschieden:
- Gerade Silbenzahl: fr. vers pair; it. verso parisillabo
- Ungerade Silbenzahl: fr. vers impair; it. verso imparisillabo
Spezielle Versmaße
Die folgende Tabelle erfasst nur solche Versmaße, deren Namen sich nicht einfach aus Bezeichnung von Versfuß und Verslänge zusammensetzt. Zur Darstellung des Versschemas in metrischer Notation wird außer bei silbenzählenden Versformen durchgängig die traditionelle Notation mit — für Quantität bzw. Hebung und ◡ für Kürze bzw. Senkung verwendet.
Nicht aufgeführt werden hier Formen, die aufgrund ihrer Struktur (etwa ihrer Reimbindung) eher als Strophenformen denn als Versmaße zu sehen sind, dazu zählen insbesondere die Langzeilen der germanischen Dichtung. Zu diesen siehe die Liste von Strophen- und Gedichtformen.
Versmaße akzentuierender Sprachen
Die untenstehende sortierbare Tabelle zeigt alle Kombinationen für Verse mit bis zu 12 Silben bzw. Gliedern unter der Einschränkung, dass ähnlich wie im Deutschen zwischen zwei Hebungen stets mindestens eine und höchstens zwei Senkungen erscheinen. In der ersten und zweiten Spalte findet sich die Zahl der Silben bzw. Glieder und die Zahl der Hebungen. Die dritte Spalte zeigt die Kadenz, abgekürzt mit:
- m: männlich, Hebung am Versende
- w: weiblich, eine Senkung am Versende
- k: klingend, zwei Senkungen am Versende
Die vierte Spalte enthält das Schema in der üblichen Notation, die fünfte die Versfüße, wobei abgekürzt wird:
- j: Jambus
- t: Trochäus
- a: Anapäst
- d: Daktylus
Ein nachgestellter Apostroph zeigt die Auslassung der letzten Silbe am Versende an, also Katalexe. Die sechste Spalte gibt den Rhythmus, wobei nur rein jambisch, rein trochäisch und in allen anderen Fällen danach unterschieden wird, ob der Vers mit einer Hebung beginnt (daktylisch) oder nicht (anapästisch).
Siehe auch
- Liste von Versfüßen
- Liste von Strophen- und Gedichtformen
Literatur
- Ivo Braak: Poetik in Stichworten. 8. Auflage. Bornträger, Stuttgart 2001, ISBN 3-443-03109-9.
- Dieter Burdorf, Christoph Fasbender, Burkhard Moennighoff (Hrsg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. 3. Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01612-6.
- Roland Greene, Stephen Cushman et al. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics. 4. Auflage. Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-13334-8.
- Otto Knörrich: Lexikon lyrischer Formen (= Kröners Taschenausgabe. Band 479). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8.
- Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3.


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